Seit sechs Jahren schwebt die unsichtbare Abrissbirne über dem
Sindelfinger Floschenstadion.
Jetzt könnte es sein, dass die am 8. Mai 1954 eingeweihte Arena doch eine Zukunft bekommt. Die Stadträte diskutieren ab dem 27. Januar die neuen Vorschläge der Verwaltung und sollen am 17. März
entscheiden.
Bild: fotoknobi
11.12.14 | Sportpolitik | SZ/BZ-Online
Weil die Sindelfinger Sportstättenpläne zu teuer werden, ist das Floschenstadion wieder im Spiel / Erste Sondersitzung im Januar
Von unserem Redakteur Jürgen Wegner
Sindelfingen nimmt Anlauf für den Salto rückwärts. Weil die Kosten für die neuen Sportstätten explodieren, könnte es sein, dass das Floschenstadion doch nicht abgerissen
wird. Die Verwaltung hatte angekündigt, alle Varianten noch mal durchzurechnen (die SZ/BZ berichtete). Jetzt gibt es dazu einen Zeitplan.
Eine erste Sondersitzung wird es für den Gemeinderat am 27. Januar geben. Anschließend kauen die Stadträte die Vorschläge in den zuständigen Ausschüssen durch. Geplant
ist, dass der Sindelfinger Gemeinderat am 17. März Farbe bekennt – und sich entweder doch wieder hinter das Floschenstadion stellt oder die Abrissbirne bestellt.
Das Vorspiel: Am 14. November war die Katze aus dem Sack gehüpft. Sechs Jahre nachdem der Gemeinderat den Abriss des Sindelfinger Floschenstadions beschlossen hatte,
sagte Sportbürgermeister Christian Gangl auf Nachfrage der SZ/BZ: „„Bei uns heißt das große Thema Kassensturz.“ Die Projektkosten liefen davon, was auch mit Planänderungen zu tun habe.
Beispielsweise wirke sich aus, so Gangl, dass die neuen Plätze am Maichinger Allmendstadion jetzt anders als ursprünglich vorgesehen angeordnet werden. Auch die
Hochbauten im Allmend sollen anders ausfallen (die SZ/BZ berichtete). Christian Gangl: „Früher hieß es, das alte Gebäude sanieren und ein kleines, neues bauen. Jetzt soll das alte weg und dafür ein
größeres, neues kommen.“ Außerdem seien auch die Baupreise geklettert.
Insgesamt „steigen die Gesamtkosten so deutlich nach oben, dass wir alles noch einmal genau anschauen müssen. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass die
Haushaltserwartungen nicht ganz so üppig sind“, sagte Christian Gangl. Dies führe zu zwei möglichen Konsequenzen: Die eine sei, nach Einsparmöglichkeiten innerhalb der bisherigen Konzeption zu
suchen. Die andere: Jetzt kommt die Sanierung des Floschenstadions wieder ins Spiel.
Dass die ersten Bausteine schon umgesetzt sind, steht einer erneuten Kursänderung nicht im Weg: Aus dem Hartplatz am Maichinger Allmendstadion und dem unteren
Trainingsplatz am Glaspalast wurde Kunstrasen, außerdem wurden in Maichingen das Hauptspielfeld ausgetauscht und die Leichtathletik-Anlagen modernisiert. Große Teile der Pläne würden jedoch in der
Tonne landen. Vor allem das städtebauliche Konzept, wonach auf dem Floschenstadion-Gelände Wohnungen entstehen, die Geld in die Kasse spülen sollen.
Von Philipp Hamann und Jürgen Wegner
Salto rückwärts: Die Stadt Sindelfingen prüft, ob das Floschenstadion jetzt doch saniert wird – obwohl der Gemeinderat am 21. Oktober 2008 einen
Grundsatzbeschluss für den Abriss und den Neubau an anderer Stelle gefasst hatte. Das hat Sportbürgermeister Christian Gangl am Freitagnachmittag gegenüber der SZ/BZ bestätigt.
„Bei uns heißt das große Thema Kassensturz“, sagte Christian Gangl. Die Projektkosten laufen davon, was auch mit Planänderungen zu tun habe. Beispielsweise wirke sich
aus, dass die neuen Plätze am Maichinger Allmendstadion jetzt anders als ursprünglich vorgesehen angeordnet werden. Auch die Hochbauten im Allmend sollen anders ausfallen (die SZ/BZ berichtete).
Christian Gangl: „Früher hieß es, das alte Gebäude sanieren und ein kleines, neues bauen. Jetzt soll das alte weg und dafür ein größeres, neues kommen.“
Insgesamt „steigen die Gesamtkosten so deutlich nach oben, dass wir alles noch einmal genau anschauen müssen. Das gilt auch vor dem Hintergrund, dass die
Haushaltserwartungen nicht ganz so üppig sind“, sagte Christian Gangl. Dies führe zu zwei möglichen Konsequenzen: Die eine sei, nach Einsparmöglichkeiten innerhalb der bisherigen Konzeption zu
suchen. Die andere: Jetzt kommt die Sanierung des Floschenstadions wieder ins Spiel.
Christian Gangl spricht hier bewusst von Sanierung und nicht von Neubau: „Aus Emmissionsgründen könnten wir einen Neubau hier wohl nicht durchbringen.“ Soll heißen: Bei
einer Stadionsanierung bestünde Bestandschutz, beim Neubau hätten Anwohner gute Chancen Recht zu bekommen, wenn sie sich gegen den Lärm der Sportler und Zuschauer wehren. „Ein neues Stadion bekommt
man direkt an der Wohnbebauung kaum hin.“
Ob eine Sanierung trotz des Grundsatzbeschlusses überhaupt noch möglich ist, will die Stadt jetzt juristisch prüfen. Sollte das der Fall sein und die Überlegungen in
diese Richtung gehen, „werden wir erst die Vereine informieren, bevor wir in die politischen Gremien gehen“, sagte Christian Gangl.
Der Stein war ins Rollen gekommen, nachdem die Stadt den Sportausschuss am Dienstag kurzfristig abgesagt hatte. Die Sindelfinger Sportfamilie hatte die versprochenen
Antworten auf zahlreiche, offene Fragen erwartet und bekam wieder einmal einen Korb. Der stellvertretende Abteilungsleiter der VfL-Leichtathleten, Dieter Locher, wandte sich per Mail an die Fußballer
und die Sindelfinger Gemeinderatsfraktionen: „Kann man überhaupt noch an irgendwelche Planungsvorgaben glauben?“
Konkret hätte er sich Aussagen zum Stand der Sportstätten gewünscht. Dieter Locher: „Gibt es keine neuen Infos? Wurde überhaupt etwas gemacht? Nach ziemlich genau einem
Jahr seit der feierlichen Schlüsselübergabe im Allmend ist zumindest sichtbar nichts passiert.“ Die offenen Fragen reichen von den Nebenanlagen über das Betreibermodell und die Radwege bis zum
Zeitplan für die Verlegung der Hochspannungsleitung an der Sportwelt. Dieter Locher: „Die Geduld weicht der Enttäuschung und dem Frust.“
Markus Graßmann, Abteilungsleiter der Sindelfinger Leichtathleten, musste sich gestern erst einmal setzen, als er telefonisch von der SZ/BZ über die Kehrtwende im
Rathaus informiert wurde. „Das Floschenstadion war immer unsere sportliche Heimat. Nur mit großer Mühe haben wir dem Kompromiss und dem Umzug nach Maichingen zugestimmt. Dazu stehen wir auch weiter“,
so Graßmann. Der Sindelfinger Leichtathletik-Chef fordert die Stadtverwaltung auf, möglichst schnell zu prüfen, ob es für das Floschenstadion eine tragfähige Lösung geben kann.
Wolfgang Herzog, stellvertretender Abteilungsleiter der VfL-Fußballer, steht dem Vorhaben der Stadt offen entgegen. „Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man erst prüfen
sollte, wie die Sanierung aussehen wird, um sich ein endgültiges Urteil zu erlauben.“ Dennoch können sich auch die Kicker möglicherweise ihre Zukunft im Floschenstadion vorstellen. „Wenn die
fußballerischen Belange berücksichtigt werden, sagen wir zu der Sanierung ja.“
10.07.14 | SZ/BZ-Online
Es zeichnet sich ab, dass die Strommastenfrage bei der VfL-Sportwelt in eine weitere Verlängerung geht
Von Bernd Heiden
Nächsten Dienstag soll der Sindelfinger Gemeinderat darüber entscheiden, wie der Strom rund um die Sportwelt fließt – und das ist entscheidend für die
Sportstättenplanung. Der Technik- und Umweltausschuss meldete jetzt den Wunsch an, die Abstimmung auf die Zeit nach der Sommerpause zu verschieben. Unter anderem, weil die Stadtverwaltung andere
Signale vom Sport vernimmt als die Fraktionen.
So versicherten Baubürgermeisterin Dr. Corinna Clemens und Sport- und Bäderamtsleiter Thomas Jeggle, das Thema sei mit den Vereinen abgestimmt. Sowohl beide
Fußballabteilungen wie der Hauptverein hätten Zustimmung zu der Leitungsführungsvariante signalisiert, die auch die Verwaltung favorisiert: die sogenannte Null-Variante.
„Kostentechnisch eine sehr interessante Variante“, bescheinigt im Planungsamtsleiter Thomas Leonhardt dieser Lösung. Sie würde die Leitungen und Strommasten einfach dort
lassen, wo sie sind. Kosten: null. Neben dem unschlagbaren Preis sähen laut Jeggle die Vereine auch den Faktor Zeitvorteil: Damit ginge zumindest durch die Leitungsfrage keine zusätzliche Zeit bei
der Realisierung verloren.
„Uns hat etwas anderes erreicht“, sagt allerdings CDU-Fraktionschef Walter Arnold zu den Vereinsstimmen, die sich bei ihm wenige Stunden vor der Sitzung am Vormittag
gemeldet hätten. Demnach würde die Null-Variante nicht gewünscht. Sparen sei zwar löblich, so Arnold. Allerdings werde die über ein Spielfeld laufende Leitung immer für Gesprächsstoff sorgen. Und
falls die Leitung nachträglich verlegt werde, würde alles doppelt so teuer kommen.
Ingrid Balzer (Freie Wähler) schließt sich Arnolds Meinung an, wünscht auch nochmalige Anhörung von Spezialisten bei einer Fraktionssitzung. So sei ihr von Sportseite
gesagt worden, das mit der Null-Variante mögliche Sportfeld von 60 auf 90 Meter sei zu klein. Thomas Jeggle dagegen hatte gesagt, diese Größe ermögliche Wettkämpfe bis hinauf in die dritte Liga. Nur
für zweite und erste Bundesliga fordere der DFB größere Felder.
„Ich kann mich anschließen“, so Andreas Schneider-Dölker (SPD). „Wenn wir anfangen einen neuen Bebauungsplan aufzubauen, dann gehören Freileitungen unter die Erde.“
Außerdem könne er nicht entscheiden, da keine von ihm schon mehrfach angemahnte Kostenübersicht über das Gesamtprojekt vorliege.
„Es ist zumutbar, dass jemand für zwei Stunden unter einer Freileitung ist“, bekundet dagegen Karl-Heinz Huschka Sympathie der Grünen für die Null-Lösung. „Es ist nicht
messbar und in keinster Weise zu überprüfen, dass das nachteilig für die Gesundheit ist.“ Mit dem Geld könne Wichtigeres gemacht werden. Trotz noch anstehenden Diskussionsbedarfs gibt auch Dr.
Norbert Höhn tendenzielle Zustimmung der FDP zur Null-Variante bekannt.
„Wir verlieren keine Zeit, wenn wir erst im Herbst entscheiden“, nimmt Dr. Corinna Clemens Zeitdruck aus der Angelegenheit. Dann werde auch eine Gesamtkostenübersicht
vorliegen und die Fraktionen hätten Gelegenheit, Spezialisten und Sportvertreter zu hören.
Die übrigen drei auf einer Machbarkeitsuntersuchung der EnBW basierenden Varianten kosten Geld. Für 800 000 Euro bei Variante drei ließe sich ein Strommast umstellen,
ohne dass sich die Situation wirklich verbessert. Eine Totalverlegung unter die Erde würde 1,4 Millionen kosten, wäre aber umweltrechtlich schwierig: Man müsste in die Wasserschutzzone II
Klingelbrunnenwäldchen eingreifen.
Die Variante zwei mit Erdverlegung bis an den Rand des Wäldchens scheint unproblematisch, würde ein größeres Spielfeld ermöglichen, dabei aber 1,3 Millionen kosten.
Bereits der Sportausschuss hatte auf eine Beschlussempfehlung für den Gemeinderat in Sachen Strommasten verzichtet.
Von unserem Redakteur Jürgen Wegner
Den Sportlern mahlen die Mühlen viel zu langsam, und auch die Stadträte machen bei der Sindelfinger Stadionfrage jetzt Druck. SPD-Rat Manfred Stock hat im Sportausschuss des Gemeinderats einen interfraktionellen Antrag angekündigt, der mehr Schwung in die Sache bringen soll. Und Wolfgang Herzog sprach für die VfL-Kicker Klartext.
Wolfgang Herzog ist bekannt für seine gewählte Ausdrucksweise. Wenn der Mann aus dem Fußball-Vorstand sagt, „dass diese Dynamik ein wenig unterentwickelt ist“, dann brennt der Baum. In der öffentlichen Sitzung beklagte er das gemäßigte Tempo bei der Sportplatzplanung, das seit dem Kunstrasenbau am Glaspalast eingetreten scheint. „Ich freue mich darüber, dass wir in den Arbeitsgruppen mitgenommen werden. Aber ich bin im wahrsten Sinne des Wortes mitgenommen, wenn wir immer wieder über die gleichen Themen diskutieren.“
Seit drei oder vier Jahren drehe man sich im Kreis. Der Hochspannungsmast steht immer noch da, wo er schon immer stand. Eine Entscheidung, ob er verlegt wird oder die Leitung unter die Erde kommt, hätte schon lange fallen können. „Und beim Funktionsgebäude gehen wir immer noch von einer Million Euro Kosten aus, obwohl man längst weiß, dass das niemals reicht. Im Volksmund heißt dieses schon Schuhkarton“, so Wolfgang Herzog.
Sportbürgermeister Christian Gangl wehrte sich gegen diese Vorwürfe: „Auch wenn Sie es schon oft gehört haben: Wir sind abhängig davon, was mit der Hochspannungsleitung passiert. Wir arbeiten sauber eins nach dem anderen ab und haben sicher kein Interesse daran, dass das Floschenstadion noch lange so rumsteht wie heute.“ Grundsätzlich wolle die Verwaltung auf den „bewährten, kooperativen Planungsprozess mit den Vereinen setzen. Das beschleunigt das Ganze nicht zwingend, aber führt dazu, dass am Ende alle zufrieden sind. Wir sitzen sicher nicht da und drehen Däumchen.“
Dass für den neuen Kabinen- und Gerätetrakt eine Million Euro auf dem Papier steht, sei nicht in Stein gemeißelt. Auch dieser Punkte hänge mit dem Bedarf und den Vorstellungen des VfL Sindelfingen zusammen, der derzeit an der Idee bastelt, an der Sportwelt umzubauen und dort das Vereinsheim neu zu konzipieren. Christian Gangl: „Wir überlegen gemeinsam mit dem VfL wie wir dort Synergieeffekte erzielen.“
Wolfgang Herzog hörte diese Worte, appellierte aber an die Verwaltung: „Bitte nehmen Sie den interfraktionellen Antrag ernst und beschleunigen Sie die Sache.“ SPD-Rat Heinz Bix sagte dazu: „Je länger wir mit dem Stadionneubau warten, desto maroder wird das Floschenstadion, und dann müssen wir dort Geld reinstecken.“